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Krieg in der Ukraine – Verhandeln jetzt

Ich habe den Wehrdienst verweigert, dazu damals eine unglaublich bescheuerte Verhandlung führen müssen. Damals wurde gefragt, was ich machen würde, wenn ich im Wald überfallen würde und meine Freundin solle vergewaltigt werden: Das Notwehrdilemma. Nun führt W. Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit einem Jahr. Auch ein Notwehrdilemma für die Ukraine, wahrscheinlich. 

Mein Vater hat immer gesagt, dass nichts wirklich einen Krieg rechtfertige. Ich bin als Nicht-Nationalist erzogen, als Europäer, hab immer bequem im trügerischen Frieden gelebt. Mir war der kalten Krieg als Kind und Jugendlicher meine selbstverständliche Umgebung , vor und nach dem Fall der Mauer hab ich in Berlin aufgelebt, die europäische Annäherung in Richtung Osten, die Natobeiträge zum Balkankrieg sind mir alle persönliche Zeitgeschichte. Die Freiheit unserer Gesellschaftsordnung weiß ich sehr zu schätzen, den Frieden der vergangenen Jahre auch.

Ich habe noch den Vietnamkrieg vor meinen Kinder-Augen und kann mich sehr gut an Iran Iraq I und II, an Syrien und alle anderen militärischen Interventionen der USA erinnern, überwiegend völkerrechtswidrig übrigens. Regelmäßig spreche ich mit amerikanischen Soldaten aus allen diesen Kriegen, weil ich Gutachten für ihre Veteranenrenten erstelle. Sie berichten aus der Mitte ihrer Kriege. Ihnen relativiert sich oft die Frage nach Gerechtigkeit und die Sinnfrage stellt sich vielen dieser Soldaten.

Unsere derzeitige Berichterstattung über den Krieg ist ein Paradebeispiel für einseitigen Journalismus:  Wer Verhandlungen fordert oder unterstütz wird diskreditiert, in die rechte oder die naive Ecke gestellt oder zum Putinversteher erklärt. 

Schon zu Coronazeiten konnte ich die einseitige Darstellung einer komplexen Situation nicht glauben.

Verhandeln mit Substanz, zivile Aufbauhilfe, Flüchtlingshilfe, alles gut, aber Angriffswaffen aus deutscher Hand gegen Russland schicken: Für mich ein no Go.

Seit ewigen Zeiten bin ich Mitglied des IPPNW und ich möchte mich der Aufforderung zum sofortigen Verhandeln anschließen: Argumente finden sich hier